Trauer um die Wittstocker Läuferlegende Werner Risse

Werner Risse und Jutta Arndt beim 25-Kilometer-Lauf im tschechischen Žebrák. Foto: Privat

Ein Beitrag von Christian Bark in der MAZ vom 20.03.2021.

Der engagierte Sportler ist im Alter von 97 Jahren gestorben – In Wittstock bleibt er vor allem als Sportler der ersten Stunde beim LC Dosse in Erinnerung.

Wittstock. Noch bis ins hohe Alter hatte sich Werner Risse die Laufschuhe übergezogen und ist durch Wald und Flur geturnt. „Er war regelrecht süchtig nach dem Laufen“, sagt sein Sohn Thomas Risse. Mit 97 Jahren ist einer der bekanntesten und engagiertesten Wittstocker Sportler nun gestorben.
 
„Er war für viele von uns ein sportliches Vorbild gewesen“, sagt der Vorsitzende des Laufclubs LC Dosse, Wolfhard Zick. Den Verein hatte Werner Risse vor 31 Jahren mitgegründet. Mehr als 25 Jahre lang hatte er dort im Vorstand mitgewirkt, zuletzt als Kassenprüfer. „Schon Mitte der 1970er Jahre war Werner Mitinitiator der Wittstocker Läufergruppe“, berichtet Wolfhard Zick. Dabei habe er regelmäßig an Läufen in Polen und der Tschechoslowakei teilgenommen.
 
Gebürtig stammte Werner Risse aus der Lausitz: aus Groß Düben. Der Militärdienst führte ihn in den 1940er Jahren nach Neuruppin, von wo er nach dem Zweiten Weltkrieg nach Wittstock kam und 1948 seine Frau Christa heiratete. Sie war Tochter des Wirts der Wittstocker Ausspanne. Werner Risse stieg ins Geschäft mit ein und betrieb dort den Kaufmannsladen.
 
Zeitweise als Sportlehrer an der erweiterten Oberschule in Wittstock tätig, hatte sich Werner Risse eher dem Turnen verschrieben. Bis zu seinem 50. Lebensjahr hatte er auch auf Potsdamer Bezirksebene Erfolge und wechselte dann zum Laufsport. „Das war ein Vorteil, weil durch das Turnen die Knochen noch gut mitmachen konnten“, erklärt Wolfhard Zick.
 
Was Werner Risse dann ablieferte, bezeichnet der Vereinsvorsitzende schlicht als „unglaublich“. Neben dem Franzosen-Lauf in Berlin, den Rennsteigläufen und Straßenläufen bei den Freunden der Wittstocker Läufer im tschechischen Žebrák seien noch bis zu zehn weitere Volksläufe pro Jahr dazugekommen. Im Mai 2008 hatte Werner Risse am Rennsteig die Altersklasse Männlich (M) 85 eröffnet, weil er mit seinen 85 Jahren der älteste Teilnehmer war. „Wir jüngeren Läufer kamen hechelnd durchs Ziel und Werner landete sogar auf dem Podest“, erinnert sich Wolfhard Zick. 2013 habe Werner Risse dann in Wittstock und Perleberg die Altersklasse M 90 eröffnet.
 
Bis er 92 Jahre alt war, ging Werner Risse laufen. 2002 war er für sein Engagement von der Stadt Wittstock als „Sportler des Jahres“ und 2009 mit der Ehrenmedaille der Stadt ausgezeichnet worden. Bei Treffen des LC Dosse war er immer mal wieder dabei. Ein letztes großes Projekt hatte Werner Risse in seinen späten Lebensjahren mit seinem Sohn Thomas in Angriff genommen, die Restaurierung des historischen Vier-Seiten-Hofs der alten Ausspanne. Dort öffnete im Frühjahr 2018 die Kneipe „Ausspann 27“, die Thomas Risse und seine Frau Wilma seitdem betreiben. In der Ausspanne hatte Werner Risse 2018 noch seinen 95. Geburtstag gefeiert, auch Wittstocks Bürgermeister Jörg Gehrmann zählte damals zu den Gratulanten.
 
Ein letztes Gruppenbild vom Dezember 2019 zeigt ihn mit LC-Dosse-Mitgliedern. Nun ist Werner Risse in einer Wittstocker Senioren-WG gestorben.„Wir werden ihn vermissen“, sagt Wolfhard Zick.
 
20.03.2021